Meeresfische könnten bis 2050 verschwunden sein

publiziert: Montag, 24. Mai 2010 / 20:46 Uhr / aktualisiert: Montag, 24. Mai 2010 / 23:14 Uhr
Nach Angaben der UNO sind 30 Prozent der Fangreviere bereits ausgefischt.
Nach Angaben der UNO sind 30 Prozent der Fangreviere bereits ausgefischt.

New York/Wien - Ohne fundamentale Neuordnung der weltweiten Fischerei droht 2050 der totale Kollaps der Meeresfischbestände. Zu diesem Schluss kommen UN-Experten.

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«Wenn die verschiedenen Schätzungen, die wir erhalten haben, wahr werden, sind die Meeresfische in 40 Jahren verschwunden», so Pavan Sukhdev, Direktor des UNO-Umweltprogrammes UNEP.

Ein Green Economy Report, der im Laufe des kommenden Jahres veröffentlicht werden soll, schlägt neben der Verringerung der Fangflotte auch die Einrichtung grosser mariner Schutzzonen vor, die vom kommerziellen Fischfang ausgeschlossen sind. Derzeit fischen rund 35 Mio. Menschen in 20 Mio. Booten in den Weltmeeren. 170 Mio. Jobs hängen direkt und indirekt mit dem Sektor Fischerei zusammen. Finanziell abhängig davon sind rund 520 Mio. Menschen.

«Die Fischfangflotte ist um 50 bis 60 Prozent höher als sie sein soll», so Sukhdev. Nach Angaben der UNO sind 30 Prozent der Fangreviere bereits ausgefischt. Das bedeutet, dass die Fischvorkommen dort weniger als zehn Prozent des ursprünglichen Bestands ausmachen. Ein falscher Ansatz sei die immer noch existierende staatliche Förderung bzw. Unterstützung von immer grösseren Fangschiffen. Acht Mrd. Dollar wären notwendig, um die weltweite Fischerei nachhaltiger zu gestalten. Die Investition würde dann dazu führen, dass 112 Mio. Tonnen Fische zum Fang stehen.

Rasches Handeln erforderlich

«Das sind drastische Zahlen und eine drastische Formulierung, die insbesondere besorgniserregend ist, da sie von UNEP kommt, wo aufgrund der vielen Mitgliedsstaaten in Erklärungen oft nur moderate oder abgeschwächte Formulierungen zustande kommen», meint der Biologe Christian Wild, Leiter der Coral Reef Ecology Arbeitsgruppe am GeoBio-Center München.

«Umso dringender erscheint die Notwendigkeit schnellen Handelns auf allen Ebenen von der Gesetzgebung über die Einrichtung von marinen Schutzgebieten, Anreize für nachhaltige Fischerei, Fangquoten, Verbesserung der Schutzqualität und -kontrolle, Schaffung von alternativen Einkommensquellen, individuelle Verhaltensänderungen beim Konsum, um dieser gegenzusteuern», so Wild.

«Mensch und Meer stehen heute an einem Scheideweg - zunehmend gibt es regionale Bemühungen die katastrophalen Folgen der Überfischung einzudämmen und einen neuen Weg einzuschlagen, der zum Wiederaufbau der Bestände führt. Dies muss jetzt auch auf globaler Basis versucht werden», meint der Biologe Boris Worm, Leiter des Worm Lab Marine Conservation Biology an der Dalhousie University.

Weitreichende Problematik

«Nur 0,5 Prozent der Meeresfläche sind derzeit vor der industriellen Ausbeutung geschützt. Das ist ein Armutszeugnis angesichts der Verpflichtung der Regierungen bis 2012 ein weltumspannendes Netzwerk von Schutzgebieten aufzubauen», so Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms. «Aus Sicht von Greenpeace müssen mindestens 40 Prozent der Meere zur Sperrzone werden.» Für die Industrie hiesse das: Finger weg von ökologisch sensiblen Gebieten und überfischten Beständen.

«Das Problem geht weit über das Leerfischen der Meere hinaus und umfasst die ökosystemzerstörenden Fischereimethoden, die die Meeresböden zerpflügen und die Meeresbodenbewohner entwurzeln und zermalmen», erklärt Michael Stachowitsch, Meeresbiologe an der Universität Wien. «Es geht allerdings nicht nur um die Bestände von Nutzfischen, denn gesunde Meere sind unsere wichtigste Widerstandskraft gegen den Klimawandel», ergänzt Helms.

(fest/pte)

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