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Thema: AKW Fukushima soll in sechs bis neun Monaten stabilisiert sein

Grimm's Märchen
Wie man ein Kleinprojekt abwickelt...

Stellen wir uns einen Entwickler vor, der irgendwo in der Technikbranche beschäftigt ist. Vielleicht darf er dieser Tage gerade ein kleines Projekt von seinem Vorgänger übernehmen, z.B. die Entwicklung und den Bau eines Prototypen irgendeines Industrieroboters. Dafür benötigt er ein wenig Mechanik, Sensorik, Elektronik, Steuer-/Regeltechnik und Informatik. Selbstverständlich hat sein Vorgänger schon gute Vorarbeit geleistet. Es existiert ein sauberes Pflichtenheft und bereits ein ebenso sauber durchdachtes Konzept auf Papier, alle grösseren Unklarheiten sind beseitigt. Eigentlich braucht der Techniker die Sache jetzt nur noch umzusetzen, d.h. vom Papier in die Realität bringen. Dazu besorgt er sich telefonisch Unterlagen von allen möglichen Anbietern, die ihm die benötigten Komponenten wie Motoren, Sensoren, Industrierechner mit LCD-Anzeige etc. liefern können. Die auflaufenden Kosten für die Telefonate sind minimal, denn der Techniker ist absolut beratungsresistent und geht gar nicht auf diesbezügliche Versuche der Verkäufer am anderen Drahtende ein. Nach Erhalt studiert er die Unterlagen selbst und beurteilt, mit welchen Komponenten er das Projekt realisieren kann. Das ist kein Problem für ihn; dafür ist er ausgebildet und – bezahlt. Nicht ganz alles ist auf diese Weise in der Form auf dem Markt erhältlich, wie er es gerne hätte, daher beschliesst er da und dort, auf eine Eigenentwicklung zu setzen. Erst, als sein Projekt wenigstens auf dem Papier mit allen Komponenten so zusammenzuarbeiten verspricht, wie er möchte, bestellt er das Material und beginnt mit dem Bau des Prototypen. Naturgesetzlich verankert scheint dann die Tatsache, dass nicht alles genauso herauskommt, wie geplant. Kleinere Anpassungen sind nötig. Mit der erforderlichen Sachkenntnis und Erfahrung sind solcherlei Aenderungen keine grosse Hexerei und nach geschlagenen 4 Monaten präsentiert er stolz sein Ergebnis, das sämtliche Punkte des Pflichtenhefts erfüllt; zur vollsten Zufriedenheit des Kunden. Der Vorgesetzte findet insgeheim, dass da ja offenbar nicht viel dahinterstecken kann. Schliesslich hat’s nur wenig Aufwand gekostet und grössere Probleme waren ja nicht zu meistern.

...und wie die Wirklichkeit aussehen kann

Wieder denselben Entwickler vor Augen, der sein Projekt vom Vorgänger übernimmt, blenden wir zurück und sind diesmal weniger optimistisch. Auch sein Vorgänger habe ganze Arbeit geleistet, heisst es; es sei schon fast fertig. Unser Techniker stellt dann als erstes einmal fest, dass es kein Pflichtenheft gibt. Auf Nachfrage wird er direkt an den Endkunden verwiesen. Diesem angerufen, stellt er schnell fest, dass auch der Kunde eigentlich gar nicht so genau weiss, was er möchte, dieser sich aber enttäuscht darüber zeigt, dass das Projekt noch nicht weiter fortgeschritten sei. Eine Viertelstunde später und genauso schlau wie zuvor, fällt dem Kunden am Telefon dafür ein, wie man das noch gar nicht umgesetzte Projekt bereits ergänzen könnte. Schliesslich hält man einvernehmlich fest, dass man sich noch nicht festlegen will und vertagt den Entscheid auf eine Sitzung nächster Woche. Einige andere Komponenten – in erster Linie die teuersten, wie Motoren und Sensoren – sind bereits vom Vorgänger eingekauft worden. Schlechterdings hatte dieser sich nur vom Verkäufer am Telefon beraten lassen und einfach mal DAS eingekauft, was dem Verkäufer die höchste Provision auf’s Konto spült. Sämtliche mechanischen und elektronischen „Schnittstellen“ passen hinten und vorne nicht und da ein Umtausch und eine Rückkehr an den Start jetzt teures Geld kostet, für das sich der Techniker ungerechterweise auch noch rechtfertigen müsste, bleibt diesem kaum was anderes übrig, als wieder mit denselben Verkäufern zu telefonieren, die seinem Vorgänger bereits was Unbrauchbares geliefert hatten. Es folgen zahllose Telefonate mit den Lieferanten, die alle auf’s selbe hinauslaufen: auf der materiellen Seite die Zusage zur Zulieferung eines Hochglanzprospekts mit an Büroklammer angehefteter, persönlich unterzeichneter Visitenkarte des Verkäufers und auf der sozialen Seite eine neue Telefon-Bekanntschaft; der Start in eine geschäftliche Beziehung, die von nun an nicht mehr nur sachlich geführt wird, sondern dieses in das übliche geheuchelte „wie geht’s Ihnen denn auch, Herr sowieso, schon zurück aus Bora-Bora?“ – Geschwätz integriert werden muss. 42 halbstündige Telefonate später hat der Techniker vor allem eines erreicht: er scheint intensiv an der Sache zu arbeiten, das stellt jeder fest, der an seinem Büro vorbeigeht. Einige Komponenten lassen sich – gegen Aufpreis versteht sich – vom Lieferanten umbauen. Die Kommunikationsschnittstelle zum Rechner, die vorgängig vergessen wurde, kann zusätzlich eingebaut werden. Dafür ist dann leider ein anderes Netzgerät erforderlich, welches JENER Lieferant auch aus dem Gestell nehmen kann. Schade ist, dass es dreimal grösser ist, als das ursprüngliche, aber gewisse Konzessionen muss man halt machen. Jetzt muss auch die Software umgeschrieben werden, da die neue Schnittstelle im Programm nicht berücksichtigt ist. Weil das aber wiederum ein Standardprodukt ist, geht das nicht so einfach. Also wieder einen Flick – einer mehr, was soll’s – auch der kostet etwas mehr und benötigt vor allem viel Zeit, bis die Sache im Test endlich (einigermassen, man ist bescheidener geworden) so läuft, wie es sollte. Der Entwickler beruhigt sein Ego damit, dass zu jedem Prototypen nun mal Kinderkrankheiten gehören, alle wissen das. Als endlich auch die Verkabelung sitzt, die unvorhergesehene Probleme mit sich brachte, weil die verwendeten Kabel eigentlich etwas zweckentfremdet (aber günstig) sind, stellt der Entwickler fest, dass die vom Vorgänger bestellten Motoren und Getriebe die erforderliche Endgeschwindigkeit des Geräts nicht erreichen können. Glücklicherweise sind andere Motoren vom Lieferanten schnell zu haben und als der bedauerliche Mann deren Daten studiert, stellt er fest, dass die meisten schon gemachten Anpassungen hätten vermieden werden können, hätte ihm sein Vorgänger nicht den Weg falsch vorgespurt. Viele Arbeitsstunden und Telefonate später kann das Gerät endlich dem Kunden vorgestellt werden. Es ist nun doppelt so gross und dreimal so teuer, wie geplant und seine „Entwicklung“ hat auch doppelt so lange gedauert. Ausserdem sind nicht alle Kundenwünsche vollumfänglich berücksichtigt, weshalb man – wiederum einvernehmlich – beschliesst, nun noch die „Kinderkrankheiten“ auszumerzen. Alle sind glücklich, auch die Lieferanten, die sich darauf freuen, die Serienfertigung beliefern zu können und auch der Vorgesetzte findet insgeheim, sein Mitarbeiter sei ein fleissiger Mann, der es versteht, Probleme zu lösen.

Dann war einmal...

ein kleines, reiches, fortschrittliches Land, dessen Hauptressourcen sich in Wasser und Wissen erschöpft. Demokratisch beschliesst sein Volk ein „zukunftsweisendes (Gross-)Projekt“ in Angriff zu nehmen, nämlich einen Tunnel durch die Alpen zu bohren. Einstellige Milliardenbeträge nur soll es kosten, in wenigen Jahren schon fertiggestellt sein, weil unverzichtbar wichtig für die Nachwelt (und die EU), ausserdem soll es Arbeitsplätze noch und nöcher generieren. Wer kann da schon guten Gewissens NEIN sagen?
Heute sind seither ZWANZIG (in Zahlen: 20) Jahre vergangen. Ich weiss gar nicht genau, was es bisher gekostet hat, jedenfalls glaube ich zu wissen, dass am ursprünglichen Versprechen eine satte 0 mehr daran hängt und zwar hinten, nicht vorn. Ich weise nochmals ausdrücklich darauf hin: es handelt sich nur um ein Loch im Berg, das heute nach 20 Jahren gerade mal knapp durchgebohrt worden ist. Züge sausen bisher noch keine hindurch.
Wieviele Telefonate und Hochglanzprospekte, Sitzungen und runde Tische mit rauchenden Köpfen wohl in diesen 20 Jahren stattgefunden haben mögen? Für ein Loch im Berg? (eines)
Heute sind wir wesentlich klüger, nicht wahr? Das zumindest glaube ich, wenn ich dieser Tage sehe, wie die Energieversorgung der Zukunft geplant wird. Es erinnert mich ein bisschen an.... Ausser, dass mir die Energieversorgung der Zukunft wichtig ist, während mich das Loch durch die Alpen nicht interessieren muss. Es gibt Leute, die glauben ernsthaft, innerhalb 1 Woche ein brauchbares Konzept für die Energieversorgung der nächsten 50 Jahre zusammenschustern zu können. Nicht mit Technikern, nein, mit Politikern aller Couleur, deren Interessen unterschiedlicher nicht sein könnten. Interessant ist auch, dass man das Ergebnis schon im voraus kennt: bis 2050 soll der Ersatz von Schweizer Kernkraftwerken möglich sein (gut, wenn man das schon vorher weiss). Bis dann sind es 39 Jahre. Die Schweizer haben bisher bewiesen, dass sie es gerade knapp schaffen, innerhalb dieser Zeit 2 Löcher durch einen Berg zu bohren. Wie sähe es aus, wenn sie in derselben Zeit tausende von Kilometern Hochspannungs- und Starkstromkabel ersetzen müssten? Ganz zu schweigen von tausenden von Trafostationen und Kabel zur Feinverteilung? Damit wären übrigens noch keine Kraftwerke für Wind und Sonne gebaut und die vielen tausend Schweizer Gemeindebehörden haben auch noch nicht jede ihren eigenen Senf und ihre eigenen Vorstellungen miteinbringen können. Ich habe schon gelesen, dass jemand ernsthaft glaubt, in den nächsten 3 Jahren könnten sämtliche 800 (!) möglichen Wasserkraftwerke in der Schweiz gebaut werden, wenn nur die Bewilligungspflichten nicht wären. Sagen Sie mir mal, liebe Luftschloss-Zukunftsträumer, wer von uns beiden heisst Baron von Münchhausen? 1 Tunnel in 20 Jahren, aber 800 Kraftwerke in 3 Jahren und tausende Kilometer Spezialleitungen kreuz und quer durch, über und unter der Schweiz hindurch in nur 39 Jahren? Lachen Sie mit.

Realistischer und für alle nützlicher wäre es, so bald wie möglich die sinnlose Wahlkampf-Schlacht zu beenden, den Leuten nicht mehr länger Sand in die Augen zu streuen und folgendes zu machen:
3 bestehende Kernkraftwerke so bald wie möglich durch 2 NEUE, bessere, effizientere, sicherere zu ersetzen und damit für’s erste mittelfristig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Personensicherheit zu erhöhen (und 2 statt 3 AKW ist nach Adam Riese eines weniger). Stromversorgungssicherheit heisst auch, der Verarmung entgegen zu wirken, denn ohne Strom oder mit zu teurem Strom geht’s uns allen ans Portemonnaie. Bürger, die mehr Geld im Portemonnaie haben, bezahlen auch mehr Steuern und dadurch ist das Potential für die Errichtung alternativer Energieerzeugung eher vorhanden, als ohne. Arbeitsvolumen erzeugt nämlich nur dann Arbeitsplätze, wenn diese auch von jemandem bezahlt werden. Da die übrigen 2 alten Kernkraftwerke mitte Jahrhundert auch vom Netz genommen werden müssen, haben die Anbieter alternativer Energien bis dahin Zeit, zu beweisen, welche Kapazität und welche Möglichkeiten in dieser Technik wirklich stecken – ohne dass deswegen irgendjemand auf Lebensqualität verzichten muss und ohne, dass wir die CO2-Problematik einfach blind und aus Ideologie mit Gaskraftwerken buchstäblich anheizen. Dann wären noch 2 AKW übrig (statt deren 5), und sollten die Windrädli-Fetischisten recht behalten mit ihren schönen Zahlen... tja, dann kann man die AKW dannzumal getrost ausschalten.
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Grund:
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Die Redaktion wird sich den Kommentar ansehen und entscheiden, wie damit zu verfahren ist.


14 Kommentare
· Ach...?
· Ja jaaaa
· was sind denn die folgen?
· A B C
· Kraut und Rüben
· Wahrheit
· Auf Fukushima bezogen?
· und jetzt?
· Blind im Tunnel
· lind im Fummel
· wahrscheinlich...
· Grimm's Märchen
· Huch!
· Ja, Herr Bond
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