Bekannte unbekannte Alpenbewohner
Im Bündner Hochtal Avers stellen Forscher Murmeltieren nach
publiziert: Mittwoch, 9. Aug 2000 / 10:44 Uhr
Juf (GR) - Murmeltiere zählen zu den populärsten Alpenbewohnern, sind aber im Allgemeinen unbekannte Wesen. Forscher kennen die Tiere zwar gut, wollen aber im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts im Bündnerland noch mehr erfahren.
Im Hochtal Avers, wo sich über 5000 «Munggen» tummeln dürften,
sind Forscher aus Wien daran, weitere Geheminisse um die
possierlichen Nager zu lüften. Geforscht wird sozusagen auf höherem
Niveau. Die Resultate könnten vielleicht einmal der bemannten
Raumfahrt dienen, wenn dereinst zum Mars geflogen wird.
«Aber das ist natürlich Sciencefiction», sagt Forschungsleiter Fredy Frey-Roos. Der promovierte Schweizer Zoologe, der seit sieben Jahren Murmeltiere erforscht, hält sich mit einem Team seit über zwei Jahren sporadisch im Avers auf und geht den Tieren nahe ans Fell beziehungsweise darunter. Die «Murmeli» werden zunächst gefangen. Danach wird ihnen in einem kleinen operativen Eingriff ein Sender implantiert. Die erfassten Daten gehen nach Wien, ans Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der veterinärmedizinischen Universität. Im Avers fanden die Wissenschafter auf 2100 Metern über Meer ein Umfeld vor, das im ganzen Alpenbogen einmalig ist. Am Projekt beteiligt sind Zoologen, Tierärzte, Botaniker, Chemiker, Funktechniker und Informatiker.
Untersucht wird der Einfluss der Nahrung auf die Fettspeicherung und den Winterschlaf, der bei den Murmeltieren von September bis April dauert. Im Avers fressen die «Munggen» vor allem Klee. Ob sie die Pflanze nur im Avers und wegen der für den langen Schlaf wichtigen essenziellen Fettsäuren aufnehmen oder bloss wegen des süsslichen Geschmacks, ist noch unklar. Bevor die Forschungsergebnisse der Raumfahrt von praktischen Nutzen sein könnten, dürften sie allenfalls für die Medizin von Wert sein.
Denn während des Winterschlafs sinkt die Körpertemparatur bis auf drei Grad ab. Die Tiere werden sehr ruhig, was auch beim Menschen etwa bei schweren Operationen notwendig ist. «Die Auswirkungen der essenziellen Fettsäuren sind für den Menschen ebenfalls wichtig, im Bereich der Human-Forschung wird derzeit viel auf diesem Gebiet gemacht», sagt Frey. Die Alpenmurmeltiere, die bis 13 Jahre alt werden können, sind streng hierarchisch in Familien organisiert. Zuoberst in der Hackordnung stehen das älteste Weibchen, die Katze, und das älteste Männchen, der Bär, die auch für Nachwuchs sorgen.
Der Berggängern bekannte scharfe Pfiff ist eigentlich ein Schrei und wird ausgestossen, wenn Gefahr in Verzug ist. Dabei wird unterschieden zwischen Gefahr aus der Luft und am Boden. Vor dem Adler, dem Hauptfeind aus der Luft, wird mit einem Pfiff gewarnt. Schleicht sich ein Fuchs an, der Erzfeind am Boden, pfeifen die Murmeltiere mehrmals hintereinander und verschwinden pfeilschnell unter den Boden in die weit verzweigten Bauten.
Wieviele «Munggen» im Schweizer Alpenraum leben, weiss niemand. Den Jagdstatistiken ist zu entnehmen, dass jährlich zwischen 6000 und 7000 Stück geschossen werden. Das reichlich vorhandene Fett wird zu Öl verarbeitet und kann als Rheumamittel für Mensch und Tier gebraucht werden; die Zähne werden zu Schmuck verarbeitet. Das Fleich landet in der Pfanne, wenn es nach mühsamer Arbeit vom Fett befreit ist. Wie es schmeckt? «Man merkt, es ist Wild, es hat aber einen ganz eigenen Geschmack», sagt Zoologe Frey, der im Avers ein weiteres Projekt in Planung hat: einen Murmeltier- Lehrpfad.
«Aber das ist natürlich Sciencefiction», sagt Forschungsleiter Fredy Frey-Roos. Der promovierte Schweizer Zoologe, der seit sieben Jahren Murmeltiere erforscht, hält sich mit einem Team seit über zwei Jahren sporadisch im Avers auf und geht den Tieren nahe ans Fell beziehungsweise darunter. Die «Murmeli» werden zunächst gefangen. Danach wird ihnen in einem kleinen operativen Eingriff ein Sender implantiert. Die erfassten Daten gehen nach Wien, ans Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der veterinärmedizinischen Universität. Im Avers fanden die Wissenschafter auf 2100 Metern über Meer ein Umfeld vor, das im ganzen Alpenbogen einmalig ist. Am Projekt beteiligt sind Zoologen, Tierärzte, Botaniker, Chemiker, Funktechniker und Informatiker.
Untersucht wird der Einfluss der Nahrung auf die Fettspeicherung und den Winterschlaf, der bei den Murmeltieren von September bis April dauert. Im Avers fressen die «Munggen» vor allem Klee. Ob sie die Pflanze nur im Avers und wegen der für den langen Schlaf wichtigen essenziellen Fettsäuren aufnehmen oder bloss wegen des süsslichen Geschmacks, ist noch unklar. Bevor die Forschungsergebnisse der Raumfahrt von praktischen Nutzen sein könnten, dürften sie allenfalls für die Medizin von Wert sein.
Denn während des Winterschlafs sinkt die Körpertemparatur bis auf drei Grad ab. Die Tiere werden sehr ruhig, was auch beim Menschen etwa bei schweren Operationen notwendig ist. «Die Auswirkungen der essenziellen Fettsäuren sind für den Menschen ebenfalls wichtig, im Bereich der Human-Forschung wird derzeit viel auf diesem Gebiet gemacht», sagt Frey. Die Alpenmurmeltiere, die bis 13 Jahre alt werden können, sind streng hierarchisch in Familien organisiert. Zuoberst in der Hackordnung stehen das älteste Weibchen, die Katze, und das älteste Männchen, der Bär, die auch für Nachwuchs sorgen.
Der Berggängern bekannte scharfe Pfiff ist eigentlich ein Schrei und wird ausgestossen, wenn Gefahr in Verzug ist. Dabei wird unterschieden zwischen Gefahr aus der Luft und am Boden. Vor dem Adler, dem Hauptfeind aus der Luft, wird mit einem Pfiff gewarnt. Schleicht sich ein Fuchs an, der Erzfeind am Boden, pfeifen die Murmeltiere mehrmals hintereinander und verschwinden pfeilschnell unter den Boden in die weit verzweigten Bauten.
Wieviele «Munggen» im Schweizer Alpenraum leben, weiss niemand. Den Jagdstatistiken ist zu entnehmen, dass jährlich zwischen 6000 und 7000 Stück geschossen werden. Das reichlich vorhandene Fett wird zu Öl verarbeitet und kann als Rheumamittel für Mensch und Tier gebraucht werden; die Zähne werden zu Schmuck verarbeitet. Das Fleich landet in der Pfanne, wenn es nach mühsamer Arbeit vom Fett befreit ist. Wie es schmeckt? «Man merkt, es ist Wild, es hat aber einen ganz eigenen Geschmack», sagt Zoologe Frey, der im Avers ein weiteres Projekt in Planung hat: einen Murmeltier- Lehrpfad.
(sda)
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