Am stärksten verschmutzt

Sehr viele Plastikabfälle im Rhein - weltweite Spitzenbelastung

publiziert: Dienstag, 8. Dez 2015 / 12:27 Uhr
Der Rhein zeigt die stärkste Verschmutzung an.
Der Rhein zeigt die stärkste Verschmutzung an.

Basel - Im Rhein hat es deutlich mehr Mikro-Plastikabfälle als in anderen Gewässern. Dies hat eine am Dienstag publizierte Studie der Uni Basel festgestellt. Die Belastung ist in Basel leicht unter jener des Genfersees, in der deutschen Rhein-Ruhr-Region jedoch zehnmal höher.

Der Rhein gehöre zu den weltweit am stärksten mit Mikroplastik belasteten bisher untersuchten Flüssen, hiess es in der Mitteilung des Departements Umweltwissenschaften der Universität Basel. Mit dem Rhein ist erstmals ein grosser Meeres-Zufluss untersucht worden; andere Forschende hatten Ozeane, Seen und meist kleinere Flüsse unter die Lupe genommen.

Eine gute Lupe ist nötig für die Partikel in der Grösse von 0,3 bis 5 Millimeter, welche die Rhein-Studie im Visier hatte. Zwischen Basel und Rotterdam wurden an elf Standorten insgesamt 31 Proben an der Flussoberfläche entnommen. Gesucht wurde nach verbreiteten leichten Kunststoffen, die über längere Distanzen oben treiben.

Rekordbelastung im Ruhrpott

Gefunden wurde dabei Mikroplastik in einer durchschnittlichen Konzentration von 892'777 Partikeln pro Quadratkilometer. Zwischen Basel und Mainz wurden 202'900 Partikel gemessen. Im Raum Köln waren es 714'053 Partikel und im Rhein-Ruhr-Raum im Mittel 2,3 Millionen Partikel.

Der Spitzenwert von 3,9 Millionen Partikeln pro Quadratkilometer wurde in Rees gemessen, rund 15 Kilometer vor der niederländischen Grenze. Weiter meerwärts sanken die Mikroplastik-Werte wieder. Zum Vergleich: Im Genfersee hat es 220'000 Partikel, im Erie-See in den USA 105'500. Auch in der Rhone bei Genf habe es «weitaus weniger» Partikel.

Weiter oben sieht es nicht besser aus: Im Rhein bei Chur hatte der deutsche Chemieprofessor Andreas Fath 2014 - mit anderen Messmethoden - viereinhalbmal soviel Mikroplastik registriert, wie nun bei Basel gemessen wurde. Fath hatte Mikroplastik sogar schon im Rhein-Quellsee auf 2345 Metern Höhe festgestellt - wenn auch mit tiefen Werten.

Zehn Tonnen im Jahr in den Atlantik

Studien-Leiterin Patricia Holm wird zitiert mit der Aussage, dass der Rhein ab Basel «im Bereich der höchsten Konzentrationen der bisher weltweit untersuchten Gewässer» liege. Rechne man den Spitzenwert von Rees hoch, bugsiere der Rhein jeden Tag 191 Millionen Partikel zum Atlantik, was sich auf zehn Tonnen im Jahr summiere.

Die Studie liefert nur eine Stichprobe. Woher der Plastik kommt, stellt sie nicht fest. In dieser Grösse sei die Identifikation der Herkunft oder des Ursprungsmaterials sehr schwierig, sagte Studien-Erstautor Thomas Mani auf Anfrage. Kläranlagen seien nicht dafür gebaut und filterten nur einen Teil heraus. Zudem könne via Regen-Überläufe ungefiltertes Wasser in Gewässer gelangen.

Speziell aufgefallen sind jedoch neben Fasern und Fragmenten auch Plastikkügelchen. Diese machten bei Duisburg bis über 60 Prozent der Belastung aus. Die rätselhaften Plastikkügelchen seien sehr rein, kleiner als handelsübliche Plastikrohstoff-Granulate und bestünden aus anderen Substanzen als in Pflegeprodukten steckten.

Verdacht: Industrieller Plastik

Da kaum eine Firma eine Verschmutzung freiwillig zugebe, stehe hier noch viel Detektivarbeit an. Vorstellbar ist gemäss Mani zum Beispiel, dass die Mikrokügelchen als Prozessmaterial in der Industrie verwendet werden. Die Studie habe denn auch schon einiges Interesse bei Umweltbehörden geweckt.

Für Mani ist klar, dass die Plastikbelastung der Gewässer primär an der Quelle bekämpft werden muss - Filtern ist aufwändig, also teuer, und bei grossen Volumen kaum praktikabel. Die realen Werte im Rhein könnten übrigens gut über jenen der Basler Studie liegen, denn tiefere Schichten und das Flusssediment wurden nicht untersucht.

(pep/sda)

SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren bis zur Gegenwart. Dabei bilden Fotografien aus dem Erbe von Kurt Graf/fotolib Basel den Ausgangspunkt. mehr lesen  
Forscher haben ein neues Konzept zur effizienteren Gewinnung von Wasserstoffenergie vorgestellt, bei dem Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten wird, ... mehr lesen  
Esteban Toledo, Doktorand an der Königlichen Technischen Hochschule (KTH), arbeitet mit dem Prototyp der entkoppelten Wasserspaltung.
Publinews Wetterfühligkeit betrifft weltweit viele Menschen und beschreibt die Sensibilität gegenüber Wetterveränderungen sowie ihren Einfluss auf das körperliche und geistige Wohlbefinden. Trotz einiger Skeptiker belegen zahlreiche wissenschaftliche Beweise ihre Realität und unterschätzte Bedeutung. mehr lesen  
Die Verordnung über die Deklaration von Holzprodukten sieht vor, dass Holzart und Herkunft beim Verkauf an Konsumentinnen angegeben werden müssen.
Bern - Die Anzahl der Unternehmen, die Holz und Holzprodukte ordnungsgemäss kennzeichnen, ist im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen. Dies ergibt sich aus dem Rückblick auf die Kontrollen ... mehr lesen  
Wir ermöglichen Werbekunden die Präsentation ihrer Inhalte (Unternehmens- oder Produkteinformationen) im Look & Feel von wetter.ch. Meldungen sind je nach Rubrikenzugehörigkeit speziell gekennzeichnet. Für deren Inhalt ist ausschliesslich der jeweilige Auftraggeber verantwortlich.

NEWS BUCHEN
Wenn auch Sie Ihre aktuellen Neuigkeiten zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zielgruppen- gerecht publizieren möchten, wenden Sie sich bitte an unser Verkaufsteam.

WERBUNG BUCHEN Gerne beraten wir Sie kompetent und individuell auch zu weiteren vielfältigen Werbemöglichkeiten in unserem Netzwerk.
Chris Sigrist
Chris Sigrist, sigrist@wetter.ch
Mobile +41 (0)78 690 69 00
Skype chris_vadian_net
 
News
         
begehrt. umsorgt. gemartert. Körper im Mittelalter: Das Plakat der Ausstellung.
Publinews Noch bis zum 14.07. im Landesmuseum Zürich  Der menschliche Körper war im Mittelalter ein Ort voller Widersprüche: Er wurde verehrt, unterdrückt, gepflegt und bestraft. Die neue ... mehr lesen
Das mögen die Schweizer und Touristen am liebsten, die bei Tripadvisor bewerten.
Publinews Auswertungen des Bewertungsportals TripAdvisor haben ergeben, dass in der Schweiz äthiopische Restaurants am höchsten ... mehr lesen
Florale Interpretation von Heidi Huber, Frauenfeld, zum Werk von Ugo Rondinone (*1964), viertermaineunzehnhundertzweiundneunzig, 1992.
Galerien Florale Interpretationen von Werken aus der Sammlung 5.3. - 10.3.2024  Seit der ersten Ausstellung Blumen für die Kunst im März 2014 sind bereits zehn Jahre vergangen. Zehn Jahre, in denen der Frühling in Aarau ... mehr lesen
Jeff Wall, Milk, 1984, Grossbilddia in Leuchtkasten, 187 x 229 cm.
Publinews Noch bis zum 21.04.2024  Zu Beginn des neuen Jahres präsentiert die Fondation Beyeler Werke des kanadischen Künstlers Jeff Wall (*1946) in einer umfangreichen Einzelausstellung. ... mehr lesen
Viele Europäer zieht es im Winter nach Sudostasien.
Publinews Während es in der Schweiz noch bis zum Mai relativ kühl bleiben kann, beginnt in Südostasien zum Anfang eines jeden Jahres die beste Urlaubszeit. Die ... mehr lesen
Dampfen um die ganze Welt.
Publinews Vaping, das elektronische Rauchen von E-Zigaretten, erfreut sich einer steigenden Beliebtheit. Das Dampfen ist eine interessante Alternativ zur ... mehr lesen
Spello ist eine mittelalterliche Stadt in Umbrien.
Publinews Italien ist bekannt für seine malerischen Städte, reiche Geschichte und atemberaubende Landschaften. Eine dieser bezaubernden Städte ist Spello, die in der ... mehr lesen
Warum nicht in Deutschland auf die Skipiste?
Publinews Die Schweiz hat zwar viele hervorragende Skigebiete zu bieten, doch die Preise für Hotels und Verpflegung sind zur Hochsaison entsprechend teuer. Beim Nachbarn in ... mehr lesen
Kontinent am Ende der Welt: Australien.
Publinews Australien hat schon vor vielen Jahren den USA den Rang als beliebtestes Auswandererland weltweit streitig gemacht. mehr lesen
Lissabon ist eine beliebtesten Urlaubsadressen für Touristen aus ganz Europa.
Publinews Europa hat zahlreiche schöne Urlaubsorte, die im Sommer mit besonders viel Sonne locken. So gehören Spanien, Italien und Griechenland schon seit Jahren zu ... mehr lesen
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF